Stellen Sie sich vor, Sie leihen jemandem Geld – und erhalten dafür nicht nur Zinsen, sondern auch die volle Summe am Ende der Laufzeit zurück. Genau so funktionieren Anleihen.
Ein oft zitiertes Bonmot des Börsenexperten André Kostolany bringt es auf den Punkt: „Wer gut schlafen will, kauft Anleihen.“
Für viele Anleger sind sie eine stabile Ergänzung zu volatileren Investments wie Aktien oder Fonds. Doch was sind Anleihen eigentlich genau – und wie unterscheiden sie sich von anderen Anlageformen?
Dieser Artikel von RS Finance gibt Ihnen einen klaren Überblick darüber, wie Anleihen funktionieren, welche Arten es gibt – und für wen sie sich lohnen können.
Inhaltsverzeichnis:
- Was sind Anleihen? Eine einfache Erklärung mit Beispiel
- Wie funktionieren Anleihen?
- Die verschiedenen Arten von Anleihen
- Vorteile und Risiken von Anleihen
- Fazit: Anleihen verstehen – und sinnvoll nutzen
- Anleihen einfach erklärt – Ihre Fragen, unsere Antworten

Was sind Anleihen? Eine einfache Erklärung mit Beispiel
Eine „Anleihe“ ist im Grunde ein Darlehen, das Sie einem Staat, einem Unternehmen oder einer Institution gewähren. Der englische Begriff dafür lautet „Bond“. Juristisch korrekt spricht man auch von einer Schuldverschreibung.
Als Gegenleistung erhalten Sie zwei Dinge: regelmäßige Zinszahlungen, sogenannte Kupons, und am Ende die vollständige Rückzahlung Ihres eingesetzten Kapitals – des sogenannten Nennwerts.
Was sind Anleihen also konkret? Sie verleihen Kapital und übernehmen für eine festgelegte Zeit die Rolle des Kreditgebers. Der Emittent – also der Herausgeber der Anleihe – nutzt dieses Kapital zur Finanzierung von Investitionen oder laufenden Ausgaben.
Praxisbeispiel:
Stellen wir uns vor, der Staat Österreich gibt eine Anleihe mit einem Nennwert von 1.000 Euro und einem Zinssatz von 2 % jährlich aus. Wer diese Anleihe erwirbt, erhält pro Jahr 20 Euro Zinsen. Nach zehn Jahren Laufzeit wird zusätzlich zum letzten Zinsbetrag der volle Anlagebetrag zurückgezahlt.
Wichtig dabei: Dieses Szenario setzt voraus, dass Sie die Anleihe bis zur Fälligkeit halten – und dass der Herausgeber, in diesem Fall der Staat, seine Zahlungsverpflichtungen erfüllt.
Der Mechanismus ist einfach – und genau darin liegt der Reiz für viele Anleger: Transparenz, Planbarkeit und eine klar kalkulierbare Ertragserwartung.
Sie fragen sich, wie Anleihen konkret in Ihre Anlagestrategie passen – oder ob sie überhaupt zu Ihren Zielen und Ihrer Risikobereitschaft passen?
Wie funktionieren Anleihen?
Anleihen folgen einem einfachen Grundprinzip – mit klaren Rollen und vorhersehbarem Ablauf.
Hier sehen Sie, wie das Ganze funktioniert:
- Der Emittent gibt Kapitalbedarf bekannt.
Staaten, Unternehmen oder Institutionen benötigen Geld – z. B. zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten, Investitionen oder laufenden Ausgaben. Um dieses Kapital zu erhalten, geben sie Anleihen aus. - Der Anleger kauft eine Anleihe.
Sie als Investor stellen dem Emittenten Kapital zur Verfügung – typischerweise in Form eines festgelegten Nennwerts (z. B. 1.000 Euro). Im Gegenzug erhalten Sie regelmäßige Zinszahlungen, auch Kupons genannt. - Während der Laufzeit erhalten Sie Zinsen.
Der Zinssatz – fest oder variabel – wird bei Emission vereinbart. Die Kupons werden jährlich oder halbjährlich ausbezahlt. Die Höhe hängt u. a. von der Bonität des Emittenten und dem allgemeinen Zinsniveau ab. - Am Ende der Laufzeit erfolgt die Rückzahlung.
Nach Ablauf der vereinbarten Laufzeit zahlt der Emittent den vollen Nennwert der Anleihe zurück – vorausgesetzt, er ist zahlungsfähig. Genau deshalb spielt die Bonitätsbewertung eine zentrale Rolle bei der Auswahl geeigneter Anleihen.
Kurz gesagt: Sie investieren, erhalten planbare Erträge – und bekommen am Ende Ihr Kapital zurück. Solange der Emittent hält, was er verspricht.
Sie möchten wissen, wie sich Anleihen konkret in Ihre Finanzstrategie einfügen lassen – oder worauf Sie bei der Auswahl achten sollten?
Die verschiedenen Arten von Anleihen
Anleihen gibt es in zahlreichen Varianten – je nachdem, wer sie ausgibt, wie sie strukturiert sind und welchem Zweck sie dienen. Ein genauer Blick auf die wichtigsten Typen hilft, Unterschiede besser zu verstehen und die richtige Auswahl für die eigene Strategie zu treffen.
Staatsanleihen
Diese Anleihen werden von Regierungen emittiert – etwa zur Finanzierung von öffentlichen Investitionen oder zur Deckung von Haushaltsdefiziten. Für sicherheitsorientierte Anleger sind sie oft die erste Wahl, da sie mit einem vergleichsweise geringen Ausfallrisiko verbunden sind.
Übrigens: Staatsanleihen aus Österreich gelten als besonders stabil und transparent – nicht zuletzt durch die hohe Bonität des Landes und eine klare gesetzliche Grundlage.
Unternehmensanleihen
Anders als bei staatlichen Emittenten stammen diese Anleihen von privaten oder öffentlich-rechtlichen Unternehmen. Sie dienen häufig der Finanzierung von Wachstumsprojekten oder der Refinanzierung bestehender Verbindlichkeiten. Der Zins liegt in der Regel über dem von Staatsanleihen – allerdings auch das Risiko. Entscheidend ist die Bonität des Unternehmens.
Nullkuponanleihen
Bei Nullkuponanleihen, auch als „Zero Bonds“ bekannt, entfällt die regelmäßige Zinszahlung während der Laufzeit. Stattdessen erwerben Anleger die Anleihe unterhalb des Nennwerts – und erhalten am Ende die volle Rückzahlungssumme, inklusive der aufgelaufenen Zinsen.
Diese Form eignet sich besonders für langfristig planbare Ziele, etwa zur Altersvorsorge oder zur Finanzierung eines bestimmten Ereignisses zu einem festen Zeitpunkt.
Wandelanleihen
Diese Anleiheform bietet die Option, das Papier am Ende der Laufzeit in Aktien des Emittenten zu tauschen. Sie kombiniert klassische Zinszahlungen mit potenziellen Kursgewinnen – interessant für Anleger mit etwas höherer Risikobereitschaft.
Wandelanleihen schlagen eine Brücke zum Aktienmarkt – falls Sie sich intensiver mit Aktien beschäftigen möchten, empfehlen wir unseren Artikel „Aktien kaufen für Anfänger“.
Pfandbriefe
Diese Varianten sind zusätzlich durch Sachwerte abgesichert, zum Beispiel durch Immobilien oder Forderungen aus Kreditverträgen. Sie gelten als besonders sicher, sind aber meist strukturkomplexer und bieten moderatere Zinssätze.
Übrigens: Wer seine Anlagestrategie breit aufstellen will, kann verschiedene Anleihearten gezielt kombinieren – und damit ein Portfolio gestalten, das Stabilität mit Renditechancen verbindet.
Sie möchten wissen, welche Anleiheform zu Ihrer persönlichen Anlagestrategie passt – RS Finance hilft Ihnen dabei, den passenden Weg zu finden.
Vorteile und Risiken von Anleihen
Anleihen gelten als solide Grundlage für den Vermögensaufbau – insbesondere für Anleger, die auf planbare Erträge und kontrollierbare Risiken setzen. Doch wie bei jeder Anlageform gilt auch hier: Wer sich für Anleihen interessiert, sollte beide Seiten kennen.
Vorteile von Anleihen
- Planbare Zinszahlungen: Während der Laufzeit erhalten Anleger regelmäßig Zinsen – in fester oder variabler Höhe. Das schafft Transparenz und Verlässlichkeit bei der Einnahmeplanung.
- Kapitalrückzahlung bei Fälligkeit: Wer eine Anleihe bis zum Laufzeitende hält und auf einen soliden Emittenten setzt, erhält den Nennwert vollständig zurück.
- Geringere Kursschwankungen im Vergleich zu Aktien: Anleihen reagieren in der Regel weniger stark auf Marktturbulenzen – besonders bei hoher Bonität und stabilen Märkten.
- Diversifikation: Als Bestandteil eines ausgewogenen Portfolios helfen Anleihen dabei, Risiken zu streuen – insbesondere im Zusammenspiel mit Aktien oder Fonds.
Risiken von Anleihen
- Bonitätsrisiko: Die Rückzahlung ist nicht garantiert – sie hängt von der Zahlungsfähigkeit des Emittenten ab. Ein schlechteres Rating bedeutet mehr Risiko.
- Zinsänderungsrisiko: Steigen die Marktzinsen, sinkt der Kurs bestehender Anleihen. Das betrifft besonders Anleger, die vorzeitig verkaufen wollen.
- Liquiditätsrisiko: Nicht jede Anleihe lässt sich jederzeit problemlos verkaufen – vor allem bei speziellen oder nachrangigen Emissionen.
- Inflationsrisiko: Anleihen bieten feste Zinserträge – doch diese verlieren an Wert, wenn die Inflationsrate deutlich höher ist.
Ein Beispiel: Bei einem Zinssatz von 2 % und einer Inflation von 5 % ergibt sich ein realer Kaufkraftverlust von rund 3 %.
Übrigens: In Österreich lag die Inflation 2022 bei 8,6 % und 2023 bei 7,8 %. Viele Anleihen wurden in diesem Zeitraum weiterhin mit 0–2 % verzinst – ein reales Minusgeschäft, trotz pünktlicher Rückzahlung.
Wichtig: Anleihen sind nicht risikofrei – aber sie lassen sich strategisch einsetzen, um Stabilität ins Portfolio zu bringen. Wer Chancen und Risiken bewusst gegeneinander abwägt, trifft bessere Entscheidungen.
Wenn Sie sich einen Überblick über weitere Alternativen verschaffen möchten, finden Sie in unserem Beitrag „Was ist die beste Geldanlage?“ eine strukturierte Übersicht über klassische und moderne Investitionsmöglichkeiten.
Sie möchten mit einem Profi besprechen, welche Chancen und Risiken für Ihre Situation wirklich relevant sind? Unsere Experten von RS Finance nehmen sich Zeit für Ihre individuellen Fragen und Anlageziele.

Fazit: Anleihen verstehen – und sinnvoll nutzen
Anleihen sind mehr als nur ein konservatives Anlageprodukt. Richtig eingesetzt, bieten sie Planbarkeit, Stabilität und wertvolle Ergänzungen für unterschiedliche Anlagestrategien. Ob als Alternative zu Aktien, zur Streuung von Risiken oder als Baustein für langfristige Vorsorge – Anleihen lassen sich flexibel einsetzen, wenn man ihre Struktur, Chancen und Grenzen kennt.
Durch die Unterscheidung von Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und weiteren Arten ist es möglich, ein individuelles Anlageportfolio aufzubauen. Eine sorgfältige Analyse der Bonität und Laufzeit ist unerlässlich, um das richtige Verhältnis zwischen Rendite und Risiko zu finden.
Dieser Artikel von RS Finance hat Ihnen einen kompakten Überblick gegeben: von der Funktionsweise über die verschiedenen Anleihearten bis hin zu konkreten Risiken wie Inflation oder Bonität.
Anleihen einfach erklärt – Ihre Fragen, unsere Antworten
Was sind Anleihen – kurz und einfach erklärt?
Anleihen sind Wertpapiere, mit denen Sie einem Staat, Unternehmen oder einer Institution Geld leihen. Dafür erhalten Sie regelmäßige Zinsen – und am Ende der Laufzeit den investierten Betrag zurück. Man spricht auch von einer Schuldverschreibung. Anleihen zählen zu den festverzinslichen Anlagen und gelten als vergleichsweise planbar – vorausgesetzt, der Emittent ist zahlungsfähig.
Wie investieren Anfänger in Anleihen?
Für Einsteiger ist es sinnvoll, mit einfach strukturierten Anleihen zu starten– etwa mit Staatsanleihen oder breit gestreuten Anleihenfonds. Wichtig sind eine klare Risikoeinschätzung, die Bonitätsprüfung des Emittenten und die Laufzeitplanung. Wer unsicher ist, sollte sich vorab beraten lassen – etwa durch ein persönliches Gespräch mit einem unabhängigen Finanzexperten.
Ab welchem Betrag lohnen sich Anleihen?
Anleihen lassen sich bereits mit Beträgen ab rund 1.000 Euro kaufen – vor allem bei Staatsanleihen oder börsennotierten Unternehmensanleihen. Viele Emissionen sind jedoch für institutionelle Anleger gedacht. Wer mit kleineren Beträgen starten möchte, kann über Anleihenfonds oder Anleihen-ETFs investieren. Entscheidend ist nicht nur die Einstiegshöhe, sondern ob die Anleihe zur eigenen Anlagestrategie passt.